Oh Mann, Russland.

Ich möchte hier zu drei Texten verlinken, die die Situation dieser Tage sehr gut einfangen. Besser, als ich es beschreiben könnte.

Meine Moskauer Bloggerkollegin Katrin Scheib schreibt in ihrem überhaupt sehr lesenswerten (weil meistens sehr unterhaltsamen) Blog kscheib.de über eine Taxi-App, die einem die Wahl lässt zwischen „slawisch aussehendem“ Taxifahrer – oder lieber einem … tja.
Nicht zum Lachen.

http://kscheib.de/alltagsrassismus-oder-warum-man-nicht-mit-city-mobil-taxi-fahren-sollte/

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Dufte Woche

Ein feister Wortwitz muss nochmal erlaubt sein.

Hinter uns liegen Tage, an denen wir ständig die Nasen in die Moskauer Luft reckten – und dabei ganz meschugge wurden. Dabei, nicht davon.
Sind die Kopfschmerzen vom Schwefelgeruch? Riecht es in der Schulkantine nicht immer ein bisschen nach faulen Eiern? War da nun eine Panne in einer Raffinerie  (selbst der „Spiegel“ berichtete: http://www.spiegel.de/panorama/moskau-riecht-nach-faulen-eiern-wegen-schwefelwasserstoffs-a-1002139.html) ? Oder ein falscher Filter, durch den giftige Gase entweichen konnten? Wer informiert wann worüber?
Und: was macht man mit drei Jungs, wenn ein Ministerium für Katastrophenschutz einen schließlich das gesamte, folgende Wochenende in die Wohnung verbannt? Was war eigentlich los? Ganz genau habe ich es bis heute nicht heraus bekommen.

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Als Koba den Kopf schütteln musste – über uns

Wir fuhren schon eine Weile durch eine Landschaft wie aus einem Emir-Kusturica-Film – staubige Straßen, Äcker, die wohl mal jemand zu kultivieren versucht hatte. Aber Weite, Grün. Menschen, die aus der Zeit gefallen zu sein schienen. An den Straßenrändern hingen Marktleute halbe Schweine in den Benzindunst.
Es war schon auf dem Rückweg, als uns Koba, unser junger georgischer Fahrer, fragte, ob wir sein Land mögen. „Ja“, sagten wir, „sehr sogar.“ Koba starrte auf die Straße. Lange sagte er gar nichts. Dann, auf russisch, „stranna“ – „merkwürdig“.

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Vokabeln für die neue Jahreszeit

Der erste Schnee in diesem Jahr. Das Stadt-Portal „the village“ schreibt heute, dass Moskau sich sein Winterfell überzöge.

„Москва превратилас в винтерфелл.“

Winterfell – винтерфелл

Auf Instagram postet Serge_msc ein ähnlich deutliches Statement:

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Wir daraufhin… lieber mal hier:

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Indian Summer in Georgia. Und dann wird man auch noch am Flughafen mit „Tbilissi loves you“ empfangen…! So viel Zugewandtheit sind wir schon lang nicht mehr gewohnt…

Ab jetzt hier.

Wohlgemutskovo ist umgezogen.

Neue Umgebung, neue Phase – vielleicht so.

Unser zweites Jahr hier hat begonnen. Bald haben wir „Bergfest“.

Moskau lärmt und bedrängt wie immer. Es nervt, stört und ist toll.

Wir sind nicht mehr „die Neuen“. Geben jetzt anderen Ratschläge (und brauchen selbst doch genauso viele).

Und ich mag nicht mehr so bloggen wie noch vor dem Sommer. Mich langweilt dieses „Wahnsinn-was-für-eine-verrückte-Stadt“ mittlerweile selbst. Die Folklore ist verschwunden. Das Wundern ist weniger geworden. Mich wundert hier langsam gar nichts mehr.

Wir leben jetzt in einem Land, das Krieg führt. Auch das hat mich nicht mehr unbeschwert posten lassen, obwohl Moskau weit weg ist von der Ukraine. Über die politische Situation zu schreiben, fand ich anmaßend. Aber lustige Details aus unserem Alltag zu posten, fand ich genauso unpassend.

Seit diesem Sommer sind medikamentenfreie Milch und Parmesankäse nicht mehr so selbstverständlich zu bekommen. Wir mussten uns ein bisschen umstellen, aber wir leiden keine Not.

Unserem zweiten Jahr hier haben wir das Motto „Integration“ gegeben. Es wird zu beweisen sein, ob bzw. wie sehr dies möglich ist.

Wir bauen also ab jetzt ein wenig um, bessern hier und da noch aus, ändern vielleicht die Perspektive  – und melden uns, versprochen, wieder öfter zu Wort. Ganz wohlgemut…